Unter der Lupe

Martin 0-28K Baujahr 1925

Von Wilhelm Henkes und Rudolph Blazer

Eine Besonderheit unter den Vintage Martins stellen die Koa-Modelle dar, die hauptsächlich in den Zwanziger Jahren hergestellt wurden. Die meisten davon in der 0-Größe, insgesamt 3997 Stück, im Stil 28 nur 641. Davon waren wiederum die meisten für hawaiianische Spielweise eingerichtet, mit hohem Sattel und flachen Bünden. Dieses Exemplar gehört allerdings zu den wenigen für herkömmliche, also spanische Technik.

Diese Gitarre an und für sich bietet natürlich eine ganze Menge, worüber sich zu schreiben geradezu aufdrängen würde. Das Augenmerk soll aber dieses Mal dem dekorativem Holz gelten, das für Boden, Decke und Zargen verwendet wurde: das hawaiianische Koa, ein außergewöhnliches Holz, eine zur Familie der schmatterlingsblütenartige Hülsenfrüchtler/Mimosengewächse gehörende Akazie, mit dem Namen Acacia koa. Es gehört zu den ganz wenigen Pflanzenarten, die ausschließlich in einem einzigen geographischem Gebiet zu finden sind, in diesem Fall nur auf Hawaii, genauer gesagt, auf den vier großen Hauptinseln. Während außerhalb von Hawaii Koa als exklusives Edelholz gilt, diente es in der Vergangenheit den Hawaiianern als Rohmaterial für ganz gewöhnliche und alltägliche Gebrauchsgegenstände. Die polynesische Urbevölkerung nutzte es für so ziemlich alles, sogar für ihre schnittigen Kanus von beachtlicher Länge.

Die Schönheit, sowie die Eleganz und Geschmeidigkeit des Holzes erkannten natürlich neben der Möbelindustrie auch die Instrumentenhersteller, obwohl man Koa als Handelsholz in unseren Breiten vergeblich suchen würde. Optisch ebenso bestechend wie klanglich gehört Koa zum Allerfeinsten, es ist wie Ahorn oft stark geflammt und dazu von wunderbarer gold-brauner Färbung. Der Baum selbst wächst recht schnell, zumeist in den feuchten Wäldern in den flacheren Regionen, zeigt aber als freistehender Baum fortgeschrittenen Alters sehr markante Formen und beachtliche Größe. Einige Bäume erlangten dabei fast einen Kultstatus. Durchmesser bis zu 3 Metern sind allerdings eine Seltenheit und durchaus eindrucksvoll. Der größte bekannte Baum hat einen Durchmesser von 363 cm, eine Höhe von 43 m, und eine Ausladung der Krone von 45 m.

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts gewann Hawaii als Handelsstandort zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Europäer, Asiaten, aber vor allem Amerikaner ließen sich auf den Vulkaninseln nieder. Während um 1850 Hawaii noch immer eine autonome Monarchie war, nahm der US-amerikanische Einfluss immens zu, der 1898 zur Annektion führte. Rechtzeitig zum Hawaii-Boom wurde die Insel-Kette daraufhin 1900 zum US-Territorium und 1959 zum 50. US-Bundesstaat erklärt. Die politischen Veränderungen in der Folge erklären das Schicksal der Koa-Wälder auf Hawaii. Mit Zunahme des amerikanischen Einflusses und der kommerziellen Nutzung schrumpften die Koa-Bestände rasant während der Hunger nach diesem Holz ins Unersättliche wuchs. Nachdem nun die meisten der alten Bestände und Wälder vernichtet waren, sind die heutigen Bestände streng geschützt und nur durch Sturm gefallene oder durch Lavafluss bedrohte Stämme dürfen nach besonderer Genehmigung abtransportiert werden. Anderweitiger Einschlag wird nicht mehr erlaubt. Aktuelle Aufforstungsprogramme sollen natürlich dem Artenschutz wie dem Schutz vor Bodenerosion dienen. Jüngste Nachrichten von auffälligem Insekten- und Pilzbefall auch alter Bäume und akutem Baumsterben vergrößern die Sorge um den Arterhalt.

Völlig unverständlich scheint der kaum gebremste Umgang mit und die Verwendung von diesem Edelholz in der Großproduktion von Gitarren. Während bei Martin 1980 vorläufig eine sehr begrenzte Stückzahl an Koa-Gitarren mit den Bezeichnungen 25K2 und 37K2 aufgelegt wurde, schien es bei anderen Herstellern nach wie vor keinen Mangel zu geben, obgleich die Rohpreise für dieses Holz dem für Palisander kaum nachstehen.


Martin 0-28K von 1925
Alter Koa Baum in Waimea, Hawaii, Hawaii
Alter Koa Wald, Hawaii Setzling in Puu Makua, Maui, Hawaii, 2006

Weitere Informationen und Dankeschön an:

Forest Starr & Kim Starr, United States Geological Survey, Biological Resources Division, Maui, Hawaii: www.hear.org/starr/hiplants

Craig D. Whitesell, Timber Management Research, Forest Service, U.S. Department of Agriculture: www.na.fs.fed.us/pubs/silvics_manual/volume_2/acacia/koa.htm

John King, NALU music, Ukulele Arcade:
www.nalu-music.com

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Hula Girls mit Toropatch, Honolulu, Hawaii, ca. 1892

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